The Remedy: So um 1985 wollte der Bassist ("Harry" Rothe) unserer gerade beendeten Reggae - Band Bisagoma nun eine Punk-Band gründen,  bei der ich dann auch mitmachen sollte. So kam ich noch mal zu einer ganz anderen musikalischen Erfahrung und zu einigen heftigen Konzerten. Für eine gewisse Qualität sorgte Mathias Schüller - unser Drummer aus alten Gruenspan-Tagen - mit seinem präzisem Schlagzeugspiel und, bei aller Härte der angesagten Rhytmen, schaffte es unser Sänger Pio mit seiner angerauten jugendlichen Art, der ganzen Sache auch noch einen gewissen Charme zu verleihen. Darüberhinaus habe ich damals auch Andy kennengelernt, zunächst als Freund, mittlerweile ist er aber auch schon seit über 20 Jahren mein Schwager, da er in jener Zeit schon bald meine Schwester Elke heiratete.

Ich selbst hatte seinerzeit eigentlich gar keine Ahnung welche Musik wir überhaupt machen würden, so hatte ich  bis dato überhaupt gar keine Punkmusik  gehört. Man traute mir aber zu passende Gitarrenriffs zu finden. Dazu bekam ich die Platte "Unter Falscher Flagge" von den Toten Hosen geliehen, an der ich mich dann orientieren sollte. Der erste Song der so entstand war "In The Pub", der schließlich unter Mitwirkung aller Beteiligten ausgearbeitet wurde. Der Song gefiel und so ging es weiter, das Erstellen der Stücke wurde aber immer mehr zu einer Gemeinschaftsproduktion der gesamten Band. Gesang und Text mussten eh von den anderen kommen, deren Background für den Punk hatte ich ja gar nicht. So hatten wir auch bald ein Repertoire zusammen und es konnte mit den Konzerten losgehen. Die Auftritte bei "Mutter Bush", wo die große Glastür zu Bruch ging oder in der Uni Duisburg, als uns das Ordnungsamt den "Saft" abdrehte, werden noch bei manchen in Erinnerung geblieben sein.

Mein Gitarrenverstärker aus Amerika
von A. Wissing                                              

Gallien-Krüger Amps gehörten Anfang der 80er Jahre zu den angesagten Gitarrenverstärkern. Von der Fachpresse hochgelobt, da aber in Amerika  gebaut, stand er damals in Deutschland nur in geringer Stückzahl zur Verfügung. So mußte das Modell, das ich in jener Zeit bei Musik Schlichte in Dinslaken erstehen wollte, auch erst einmal in den USA bestellt werden. Und bis der Verstärker dann geliefert wurde, das sollte dauern. Die Wartezeit verkürzte ich mir damit, mindestens ein mal pro Woche bei dem Musikladen anzurufen, um nachzufragen ob der Amp vielleicht doch schon angekommen wäre. Da nützte es auch nichts mir zu versprechen mich direkt anzurufen, wenn er dann mal eingetroffen wäre. Ich war damals ja gerade mal 17 Jahre alt, spielte auch noch nicht so lange Gitarre, sammelte in dieser Zeit aber schon erste Banderfahrungen. So war ich in dieser Zeit schon recht ungeduldig, denn mein Sound sollte stimmen, ohne Kompromisse.

So „erfreute"  ich damals die Leute von Musik Schlichte mit meinen regelmäßigen Anrufen, bis eines Tages das Telefon bei mir zu Hause klingelte, der Verstärker sei nun geliefert worden. Natürlich machte ich mich gleich auf den Weg, um ihn nun endlich abzuholen. Als ich dann damals den Musikladen betrat, nahm zunächst niemand von mir Notiz. Sämtliche Leute im Geschäft standen in einer Ecke um ein „Etwas" was ausgiebig begutachtet und angetestet wurde. Als auch ich einen Blick auf dieses „Teil" erspähen konnte sah ich da meinen Gallien Krüger. Noch immer hatte niemand von mir Notiz genommen, so mußte ich schon auf mich aufmerksam machen bis man mich fragte, was ich denn eigentlich wolle. Ich sagte: „Das da, das ist meiner" und zeigte mit dem Finger auf den Gallien Krüger. Alle Blicke richteten sich nun auf mich und die Gesichter wurden lang, aber so war´s nun mal. Schließlich mußte ich nun auch das Geld für den Amp auf den Tisch legen. Mein Traumverstärker hatte also direkt für ein gewisses Aufsehen gesorgt und diesen Traum hatte ich anscheinend nicht nur alleine geträumt.

 

Auch zu Hause weckte der Verstärker direkt Interesse. Ein damaliger Kollege von mir, der bei der Weseler Band „Jessica" spielte, wollte den Amp unbedingt mal bei einer Bandprobe ausprobieren. So fuhren wir am nächsten Tag gemeinsam hin zu deren Probe. Die Jungs von Jessica spielten über riesige Wildcat - Verstärker zu denen mein Gallien Krüger  im Vergleich schon geradezu winzig wirkte. Als wir so den Proberaum betraten, sorgte mein neuer Verstärker erst einmal für Heiterkeit, ob seiner geringen Ausmaßé, als ob ich den in einem Spielzeugladen gekauft hätte. Während wir den Verstärker dann verkabelten, mußten wir uns schon ein paar Sprüche anhören aber schon bald konnte es dann losgehen. Schon nach den ersten Tönen machten die von Jessica große Augen und wurden bei dieser Probe von meinem Kollegen regelrecht an die Wand gespielt. Auch später hat mir dieser Verstärker immer wieder viel Freude bereitet.



Foto: Manni Raab
Foto: Manni Raab