Bob Dylan


Hier an dieser Stelle noch ein Zitat von Robert Hunter von den Grateful Dead:

 "I wrote a song. It means something to me. I hope it means something to you. It's yours now. I'm grateful for the inspiration. May you be inspired as well"]



Jokerman

Bob Dylans „Jokerman“ ist ein vielschichtiger Song, der auf seinem 1983 veröffentlichten Album „Infidels“ zu finden ist. Er entfaltet sich in poetischen Bildern und thematisiert das Streben nach Freiheit und Wahrheit in einer verwirrenden Welt.


Text und Musik: Bob Dylan

 

Zu Beginn erleben wir die Geburt des Jokerman, inmitten eines tobenden Sturms, mit geballten Fäusten, innerhalb einer bedrohlichen Welt, mit dem Ziel, etwas Gutes hervorzubringen [„standing on the water, casting the bread) . Doch die Umrisse seines zukünftigen Weges sind noch vage im Nebel verborgen [„sailing into the mist]. Obwohl die Hoffnung auf Freiheit schon in Sicht, scheint die Wahrheit unerreichbar fern. [Hier stellt sich die grundlegende Frage: Welchen Wert hat Freiheit, wenn man die Wahrheit nicht kennt?]

 

„Jokerman, tanz zum Gesang der Nachtigall" [und kreiere eine schönere Welt]. "Fliege hoch im  Licht des Mondes". [im Mondes Schein (in Demut) - nicht im Scheinwerferlicht].

 Oh, oh, oh, Jokerman.

 

Die Zeit vergeht [„swiftly the sun sets in the sky“] und der Jokerman begibt sich auf seinen eigenen Pfad. Während einige in Furcht vor der Zukunft leben, zeigt er keine Angst. Mutig trennt er sich von der alten Version seiner selbst, schält eine Hautschicht ab, um sich weiterzuentwickeln. Sein Ziel ist es, seinen inneren Ängsten und Zweifeln immer einen Schritt voraus zu sein.

 

Sein Wesen ist von einer gewissen Größe geprägt; es scheint, als könne er auf den Wolken wandeln. Der Jokerman ist ein Meister der Manipulation und ein „Traumverformer“ [„dreamtwister“]—, der die Realität nach seinem Willen gestaltet und die Massen beeinflusst. Sein Weg führt ihn unweigerlich zu Sodom und Gomorrah [Städte, die in der biblischen Erzählung für ihre moralischen Verfehlungen bekannt sind], doch es scheint ihm gleichgültig zu sein; er denkt nicht an die Konsequenzen seines Handelns. Er ist sowohl ein Freund des Märtyrers als auch ein Freund der Frau der Schande, und im glühenden Schmelztiegel des Lebens erkennt er den reichen Mann, der keinen Namen hat.

 

Die Lehren, die seine Identität formen, entstammen den Seiten von Levitikus und Deuteronomium [drittes Buch Mose], sowie aus den Gesetzen des Dschungels und des Meeres [das was das Leben lehrt]. Im Nebel der Abenddämmerung reitet er majestätisch auf einem schneeweißen Pferd, ein Bild, das auch einem Michelangelo würdig wäre. Inmitten dieser malerischen Ruhe findet er Frieden in den Feldern, weit entfernt vom Treiben der Welt [„far from the turbulent space“]. Während er halb schlafend unter den Sternen liegt, wird er von einem kleinen Hund umgeben, der ihm freundlich leckt. [Bild der Unschuld und Freude, des Friedens und der Zufriedenheit].

 

Der „Rifleman“, der die Schwachen und Kranken ins Visier nimmt, symbolisiert eine unbarmherzige Gewalt, die gegen die Verletzlichsten der Gesellschaft gerichtet ist. Auch der „Prediger“ hat sie im Visier [die Schwachen und Kranken]; er versucht Einfluss auszuüben, aber wer letztlich gewinnt, bleibt ungewiss. Auf der einen Seite stehen Wasserwerfer und Tränengas, mit denen die Mächtigen Unruhen zu ersticken versuchen. Auf der anderen Seite sieht man, hinter jedem Vorhang, Molotows und Steine. [der Widerstand in der Bevölkerung gegen die Unterdrückung]. „Heuchlerische Richter verenden in den Netzen ihrer eigenen Machenschaften, es ist nur eine Frage der Zeit bis die Nacht (die negativen Konsequenzen einer von Ungerechtigkeit geprägten Gesellschaft) an ihre Tür klopft.

 

In einer düsteren Welt ist gerade eine Frau Mutter eines Prinzen geworden, den sie in Scharlach kleidet. Er bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Hoffnung und Verderben. In dieser Realität wird er (der Prinz) den Priester, [Symbol für religiöse Autorität und moralischer Ordnung], wie eine Spielfigur in seine Tasche stecken und seine Klinge ins Feuer halten. [Herausforderungen, die man überwinden muss, um Erfolg zu haben /Entscheidungen, die in einer ungerechten Gesellschaft notwendig sind]. Die Straßen sind gefüllt mit vaterlosen Kindern, die im Schatten dieser Welt verloren gehen. Ihre Fürsorge ist fragwürdig, wenn sie zu Füßen einer Hure platziert werden. [als Spiegelbild einer Welt, in der die Schwächsten ausgebeutet werden] Der Jokerman, der sowohl Tragik als auch Komik verkörpert, erkennt die Sehnsüchte des Prinzen und die Ungleichheiten der Welt um ihn. Trotz seines Wissens bleibt er jedoch passiv, lässt er sich von den Strömungen des Schicksals treiben.

 

„Jokerman, tanz zum Gesang der Nachtigall" [und kreiere eine schönere Welt]. "Fliege hoch im  Licht des Mondes". [im Mondes Schein (in Demut) - nicht im Scheinwerferlicht].

 Oh, oh, oh, Jokerman.

 

So entsteht das Portrait des Jokerman, das Portrait eines komplexen Charakters, der zwischen grandiosen Ambitionen und moralischen Konflikten hin - und hergerissen ist, auf der Suche nach seiner Identität in einer oft verwirrenden Welt.


in Bearbeitung